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Otto Doppelfeld, Kustos am Römisch-Germanischen Museum in Köln, schreibt in seiner Schrift “Schichten und Scherben”: “Der Mensch schreibt seine Geschichte nicht nur auf Gedenksteine, Tontafeln, Pergament und Papier nieder, er schreibt sie auch, unbewußt, in den Boden. Sein Gang über die Erde und sein Wirken hinterlassen notwendig Spuren, die als Geschichtsquellen oftmals sicherer und handfester sind als das, was aufgeschrieben ist.” Wie sehr Doppelfeld recht hat, weiß jeder, der sich einmal die Zeit nimmt, das Museum des Hanauer Geschichtsvereins zu besuchen, um hier all die Fülle der einheimischen Bodenfunde zu begutachten.
Auch der Boden der Gemarkung Neuberg hat so manchen Beitrag zur Erhellung der Vor- und Frühgeschichte geliefert und noch immer ist dieses “Ar1;hiv” nicht erschöpft. Das beweisen -gerade die letzten Funde in den vergangenem Jahren. So gelang dem bekannten Geologen Dr. Häuser, Windecken, durch das Aufspüren altsteinzeitlicher Werkzeuge in der Ravolzhäuser Tongrube der Nachweis, daß bereits in der letzten Eiszeit Jägerhorden unser Gebiet durchstreiften. Der Aufmerksamkeit einiger Rüdigheimer Schulkinder ist es auch zu danken, daß mehrere Schuhleistenkeile, die bei Feld- und Ausschachtungsarbeiten gefunden werden konnten, sicher gestellt wurden. Diese Schuhleistenkeile sind längliche
Durch die Aufmerksamkeit dieses Einwohners aus Neuberg konnte wieder ein frühgeschichtlicher Fund aus der Zeit der Bandkeramiker sichergestellt werden. Beim Futtermähen fand er eine steinerne Hacke von 24 cm Länge, die er hier in der Hand hält. Steingeräte mit U-förmigem Querschnitt und an einem Ende abgeschrägt. Ihre Oberfläche ist geglättet, eine Bohrung fehlt hier. Diese, ihrer Form wegen so bezeichneten Schuhleistenkeile dienten als Hacken und kommen nur in der jungsteinzeitlichen Kultur der Bandkeramiker vor.
Die Bandkeramiker, die ihren Namen den bandartigen Verzierungen ihrer Töpfe verdanken, waren das erste Volk Mitteleuropas, das den systematischen Nahrungserwerb durch Bodenbearbeitung den Unsicherheiten eines Jäger- und Sammlerdaseins vorzog. Sie hatten sich, aus dem Donauraum kommend, in einer Art friedlicher Invasion zwischen einheimische Jäger geschoben und die zumeist baumfreien, fruchtbaren Lößflächen besiedelt.
Eine bedeutende Ansiedlung dieses Volkes befand sich auf dem Judenberg bei Rüdigheim. Die Reste dieser Ansiedlung hat Prof. Georg Wolft vor Jahrzehnten ausgegraben. Ein Fund, der den Bandkeramikern zuzurechnen ist, ist der Aufmerksamkeit eines Einwohners aus Neuberg zu verdanken. Als er sich beim Futtermähen zwischen Ravolzhausen und Rüdigheim befand, sah er auf einem Acker einen steinernen Gegenstand hervorragen, den er freilegte. Es handelte sich um eine steinerne Hacke von 24 cm Länge. Vermutlich wurde diese Hacke bei der Feldbestellung nach oben befördert und durch Regengüsse endgültig freigelegt.
Auf dem gleichen Höhenzug wurde bereits eine Abfallgrube aus der Hallstattzeit (800-500 v. Chr.) entdeckt. Bei den Ausschachtungsarbeiten zu einem Aussiedlerhof wurde diese Grube freigelegt, die einen Durchmesser von 1,5 Meter hatte und u.a. Scherben und Hüttenlehm mit Resten des Wandgeflechtes enthielt. Dieser Fund läßt darauf schließen, daß vor mehr als 2000 Jahren schon einmal Bauern an der gleichen Stelle gesiedelt haben. Die rege Bautätigkeit in den beiden Neuberger Ortsteilen Ravolzhausen und Rüdigheim ist Veranlassung, alle Bürger zu bitten, auffällige Funde und Bodenverfärbungen, die bei Ausschachtungsarbeiten entdeckt werden, dem Hanauer Museum zu melden. Jeder Fund trägt dazu bei, das Bild unserer Heimatgeschichte zu vervollständigen.
Friedrich Schwarz