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Diamantschleifergewerbe in Ravolzhausen und Rüdigheim
Diamantschleifer In den vergangenen Jahrhunderten wurde das leben in Ravolzhausen und Rüdigheim wesentlich von der landwirtschaft und den sie begleiteten: Handwerken (Wagner, Schmied usw.) bestimmt. Daß sich in diesen beiden Orten so auffällige Berufe wie Diamantreiber und Diamantschleifer ansiedeln konnten, hängt mit der Nähe Hanaus zusammen. 1610 suchten 14 Diamantschleifer, die als Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden gekommen waren, beim Rat der Neustadt Hanau um die Bestätigung ihrer Zunftordnung nach, und 1874 begründete der Nachkomme einer Hugenottenfamilie, Friedrich Houy, in Hanau die erste deutsche Diamantschleiferei. Bis 1914 stieg die Zahl der Betriebe auf 25. Der Hochstand der Entwicklung wurde in den Jahren 1925 bis 1927 mit 120 Betrieben und über 2000 Beschäftigten erreicht. Dieser Stand konnte fast lückenlos bis zum Ausbruch des II. Weltkrieges gehalten werden, der dann infolge Rohstoffmangels diesen Gewerbezweig fast zum Erliegen brachte.
Diamantreiberin Ingrid Heck in einem Familienbetrieb 50er Jahre, Foto Fritz Horst
Danach blieb die große Ware fast ganz aus. Aber die ausgezeichnete Präzisionsarbeit der einheimischen Diamantschleifer war weltbekannt, und so belebte sich das Geschäft wieder. Gearbeitet wurde jetzt vor allem die sogenannte “Kleine Ware”, das sind Brillanten zwischen 0,01 bis 0,15 (1 Karat = 0,2 g). In der “Kleinen Ware” deckt Deutschland einen erheblichen Teil des Weltbedarfs. Sie spielt eine große Rolle bei der Herstellung von Brillantschmuck, sie gibt ihm sozusagen den letzten Pfiff, und bei der Herstellung von Bohrköpfen, die härtestes Gestein durchdringen sollen. Diamant kann nur mit Diamant geschliffen werden, mit in Olivenöl aufgeschwemmtem Diamantstaub, dem sogenannten “Boort”.
Nachdem der Diamantreiber den Stein rundiert hat, sind die Voraussetzungen für den veredelten Schliff geschaffen. Doppen, Schleifscheibe und lupe sind die Werkzeuge des Diamantschleifers. Das Wichtigste aber ist die manuelle Geschicklichkeit, die zwar trainiert werden kann, aber doch wohl auch zu einem erheblichen Teil angeboren sein muß.
Der Schleifer muß fortwährend den Verlauf des Schleifvorgangs mit einer lupe beobachten, denn er muß häufig auf Steine, die die Größe eines Staubkornes haben, 56 Facetten aufsetzen, eine Arbeit, bei der er sich nur auf sein Augenmaß verlassen kann. Die geläufigsten Schleifarten sind Brillant-, Baguett-, Achtkant- und Carree-Schliff. Darüber hinaus werden auch sogenannte Fantasieschliffe angefertigt.
Fr. Schwarz