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Anmerkung: Dieser Artikel gibt einen Überblick über die aus Rüdigheim, Ravolzhausen und Umgebung stammenden “politischen” Strafgefangenen im KZ Breitenau (Hessen, Guxhagen). Man mag daran auch ablesen können, wie stark der “Widerstand” gegen die Nazi-Diktatur in den einzelnen Gemeinden war, bzw. wie stark die Verfolgung betrieben wurde.
(Auszug aus: Krause-Vilmar, Dietfrid: Das Konzentrationslager Breitenau. Ein staatliches Schutzhaftlager 1933/ 34. Marburg 1998,227-284.)
Im folgenden werden die Schutzhaftgefangenen des Konzentrationslagers Breitenau in alphabetischer Reihenfolge mit den Geburtsdaten und Haftzeiten in Breitenau aufgeführt. Die in Anführungszeichen gesetzten Aussagen entstammen den Akten. Bei den von den nationalsozialistischen Verfolgungsbehörden vorgenommenen politischen Zuordnungen (z.B. “kommunistische Betätigung”) und den von ihnen erhobenen Beschuldigungen (z.B. “Waffenbesitz”) ist zu berücksichtigen, daß sie unzutreffend, teilweise zutreffend oder zutreffend sein können. Die mitgeteilten Informationen sind nicht vollständig, da die Quellen unterschiedlich dicht sind. Daß die Daten der politischen Verfolgung (besonders der Gerichtsurteile und Haftzeiten nach der Haft im KZ Breitenau) relativ umfassend hier wiedergegeben werden können, verdanken wir in erster Linie den Forschungen des Hessischen Hauptstaatsarchivs Wiesbaden.
Die Mitteilungen über die politische Verfolgung lassen sich auch ‘gegen den Strich’ lesen: vielfach bezeugen sie Distanz zum aufziehenden Nationalsozialismus, Resistenz, rechtsstaatliches Denken und politischen Widerstand. Hinter dem gerichtlichen Bannfluch “Vorbereitung zum Hochverrat” (hierfür reichte z.B. das Verbreiten einer kommunistischen Zeitung, der Verkauf von KPD-Mitgliedsmarken u.ä. aus) stand in der Regel nichts anderes als die staatlich-politische Verfolgung der Haltung einzelner, die eigene Gesinnung auch unter terroristischer Bedrohung nicht preiszugeben. Der Hochverratsvorwurf war “eine Art Generalklausel für die Kriminalisierung jedweder politischer (oppositioneller) Tätigkeit” geworden.
Menschen aus Ravolzhausen und Rüdigheim
Fritz Köhler aus Ravolzhausen/Kr. Hanau, geb. am 22.9.1895 in Ravolzhausen/Kr. Hanau, Kaufmann, im KZ Breitenau vom 30.9.1933 bis 2.3.1934 (Grund bzw. Anlaß der Inhaftierung unbekannt).
Konrad Ruth aus Rüdigheim/Kr. Hanau, geb. am 29.3.1886 in Hüttengesäß/Kr. Hanau, Schreiner, aus politischen Gründen (KPD, Rote Hilfe) im KZ Breitenau vom 30.9.1933 bis 17.11.1933 inhaftiert, anschließend KZ Lichten-burg (bis 24.12.1934); Verurteilung durch OLG Kassel (7.6.1935) wegen “Vorbereitung zum Hochverrat” gegen P. *Joerg u.a. zu drei Jahren Zuchthaus; Zuchthäuser Ziegenhain und Butzbach (bis Februar 1938). Er starb am 29.9.1953 in Hanau.
Menschen aus den umliegenden Gemeinden
Johannes Becker aus Langenselbold/Hanau, geb. am 8.7.1903 in Bellnhausen/b. Gladenbach, Melker, aus politischen Gründen (Kampfbund gegen den Faschismus, KPD) im KZ Breitenau vom 23.9.1933 bis 24.10.1933 inhaftiert; anschließend KZ Esterwegen (bis 23.12.1933). Er starb am 20.10.1950 in Marburg/L.
Heinrich Bitsch aus Niederrodenbach/Hanau, geb. am 21.3.1899 in Langenselbold/Hanau, Spengler, Mitglied der Niederrodenbacher Gemeindevertretung (KPD) bis 1933, aus politischen Gründen (Tätigkeit für die verbotene KPD) im KZ Breitenau vom 30.9.1933 bis 23.12.1933 inhaftiert.
Otto Braun aus Hanau, geb. am 24.4.1892 in Hanau, Arbeiter, aus politischen Gründen (“wegen illegaler Betätigung für die K.P.D. [Lit.-Obmann]”) im KZ Breitenau vom 30.9.1933 bis 8.11.1933 inhaftiert, anschließend KZ Sonnenburg, 1934 KZ Esterwegen (bis 28.3.1934), 1939/40 KZ Sachsenhausen. Er lebte 1948 in Rückingen/Hanau.
Karl Ditter aus Langendiebach/Hanau, geb. am 9.10.1893 in Langendiebach/Hanau, Zimmermann, KPDGemeindevertreter, aus politischen Gründen im KZ Breitenau vom 23.9.1933 bis 24.10.1933 inhaftiert; Verurteilung durch OLG Kassel (7.6.1935) wegen “Vorbereitung zum Hochverrat” zu drei Jahren und drei Monaten Zuchthaus; Zuchthaus Ziegenhain, Butzbach und Freiendiez (bis 1938).
Friedrich Gall aus Hanau, geb. am 27.5.1905 in Bruchköbel/Hanau, Arbeiter, aus politischen Gründen (Verdacht, kommunistische Flugblätter an seinem Arbeitsplatz bei der Firma Dunlop verteilt zu haben) im KZ Breitenau vom 30.9.1933 bis 11.12.1933 inhaftiert.
Wilhelm Gasche aus Langenselbold, geb. am 29.8.1914 in Langenselbold/Hanau, Kaufmann, aus politischen Gründen (wegen “kommunistischer Umtriebe”, RFB) im KZ Breitenau vom 21.10.1933 bis 17.11.1933 inhaftiert; anschließend KZ Esterwegen. Im Krieg Strafbataillon 999, bei dessen Einsatz im Osten er ums Leben kam.
Heinrich Häfner aus Langenselbold, geb. am 6.12.1868 in Langenselbold/Kr. Hanau, Invalide, im KZ Breitenau vom 23.9.1933 bis 19.10.1933 (Grund bzw. Anlaß der Inhaftierung unbekannt).
Peter Häfner aus Langenselbold, geb. am 12.9.1913 in Langenselbold/Kr. Hanau, Weißbinder, KJVD, aus politischen Gründen (wegen “antinationalszialistischer Propaganda”) im KZ Breitenau vom 23.9.1933 bis 2.3.1934 inhaftiert;Verurteilung durch OLG Kassel (21.9.1937) wegen “Vorbereitung zum Hochverrat” zu einem Jahr und zwei Monaten Gefängnis, Strafanstalt Preungesheim (bis November 1938). Kriegsgefangenschaft bis 1946. Er starb am 12.2.1952 in Langenselbold.
Johann Halbschmidt aus Langenselbold/Kr. Hanau, geb. am 4.4.1880 in Langenselbold/Kr. Hanau, Lagerarbeiter, aus politischen Gründen (für die verbotene KPD tätig) im KZ Breitenau vom 30.9.1933 bis 2.3.1934 inhaftiert. Er lebte nach dem Krieg in Langenselbold. Er starb dort am 22. Mai 1967.
Wilhelm Halbschmidt aus Langenselbold/Kr. Hanau, geb. am 27.3.1893 in Langenselbold/Kr. Hanau, Schreiner, aus politischen Gründen (für die verbotene KPD tätig) im KZ Breitenau vom 30.9.1933 bis 2.3.1934 inhaftiert.
Wilhelm Hofacker aus Hanau, geb. am 5.11.1891 in Langenselbold/Kr. Hanau, Arbeiter, aus politischen Gründen (angeblich KPD, Rote Hilfe) im KZ Breitenau vom 23.9.1933 bis 16.10.1933 inhaftiert, anschließend KZ Neusustrum. Am 1.9.1939 erneut Schutzhaft und KZ Sachsenhausen, wo er am 15.4.1940 ums Leben kam.
Wilhelm Jakob aus Langenselbold, geb. am 18.8.1886 in Langenselbold/Kr. Hanau, Steindrucker, aus politischen Gründen (“K.P.D.”) im KZ Breitenau vom 23.9.1933 bis 2.3.1934 inhaftiert Er lebte 1951 in Langenselbold.
Jean Koch aus Langenselbold/Kr. Hanau; geb. am 14.5.1889 in Mittelsheim, Arbeiter, aus politischen Gründen (wegen “beschimpfender Äußerungen der Reichsregierung”) im KZ Breitenau vom 16.9.1933 bis 20.9.1933, vom 23.9.1933 bis 30.10.1933 und vom 1.11.1933 bis 5.12.1933 inhaftiert. Er lebte nach 1947 in Langenselbold.
Daniel Kolb aus Rückingen/Kr. Hanau, geb. am 29.1.1898 in Trebus (Brandenburg), Kraftfahrer,aus politischen Gründen (angeblich aktives KPD-Mitglied) im KZ Breitenau vom 23.9.1933 bis 17.11.1933 inhaftiert; anschließend KZ Lichtenburg; er sollte anläßlich der Weihnachtsamnestie 1933 entlassen werden.
Peter Linz aus Bruchköbel/Kr. Hanau, geb. am 20.11.1881 in Bruckköbel/Kr. Hanau, Maurer, aus politischen Gründen (angeblich Anhänger der KPD) im KZ Breitenau vom 16.9.1933 bis 23.12.1933 inhaftiert.
Otto Lilienfeld aus Rückingen/Kr. Hanau; geb. am 27.3.1907 in Rückingen/Kr. Hanau, Kaufmann, aus antisemitischen Motiven im KZ Breitenau vom 30.9.1933 bis 17.11.1933 inhaftiert, anschließend KZ Lichtenburg; erneute Festnahme im November 1938; KZ Buchenwald (bis 31.12.1938); illegale Flucht nach Belgien; Verhaftung und Abschiebung nach Frankreich; Lager Gurs, Lager “Les Milles”, Sammellager Drancy; KZ Auschwitz, wo er am 19. September 1942 ums Leben kam.
Wilhelm Lissmann aus Hanau, geb. am 23.12.1901 Langendiebach/Kr. Hanau, Arbeiter, als Kommunist verhaftet; im KZ Breitenau vom 23.12.1933 bis 4.1.1934 und vom 9.1.1934 bis 16.1.1934; er soll im KZ Breitenau schwer mißhandelt worden sein.
Otto Miedl aus Hanau und Rückingen, geb. am 7.12.1895 in Passau, Arbeiter, in Schutzhaft aus politischen Gründen (KPD, Kampfbund gegen Faschismus); Freispruch im Verfahren wegen “Vorbereitung zum Hochverrat” (26. 8.1933); im KZ Breitenau vom 1.9.1933 bis 8.11.1933 inhaftiert, anschließend KZ Sonnenburg (bis 23. Dezember 1933).
Friedrich Neidhardt aus Hanau, geb. am 29.9.1899 in Langenselbold/Kr. Hanau, Arbeiter, aus politischen Gründen (“war an Überfällen auf SA-Leute beteiligt”) im KZ Breitenau vom 30.9.1933 bis 8.11.1933 inhaftiert, anschließend KZ Sonnenburg, KZ Esterwegen (bis 30.9. 1934).
Johann Neidhardt aus Hanau, geb. am 16.5.1875 in Langenselbold/Kr. Hanau, Zimmermann, aus politischen Gründen (Funktionär der KPD) im KZ Breitenau vom 23.12.1933 bis 5.1.1934 und vom 9.1.1934 bis 12.3.1934 inhaftiert, anschließend Polizeigefängnis Kassel;Verurteilung durch OLG Kassel (25.5.1934) wegen “Vorbereitung zum Hochverrat” zu einem Jahr und drei Monaten Gefängnis; Strafanstalt Hameln u.a. (bis 1.11.1935).
Johann Schadt aus Langenselbold/Kr. Hanau; geb. am 11.9.1901 in Langenselbold/Kr. Hanau, Arbeiter, im KZ Breitenau vom 23.9.1933 bis 24.10.1933 inhaftiert (Grund bzw. Anlaß der Inhaftierung unbekannt).
Wilhelm Schäfer aus Langenselbold/Kr. Hanau; geb. am 4.4.1902 in Langenselbold/Kr. Hanau, Weißbinder, aus politischen Gründen (als kommunistischer Funktionär und Gemeindevertreter) seit dem 3. März 1933 in Schutzhaft; im KZ Breitenau vom 30.9.1933 bis 2.3.1934 inhaftiert; weitere Inhaftierungen und Verfolgungsmaßnahmen (1937, 1938, 1939, 1944).
Heinrich Schmied aus Langendiebach/Kr. Hanau, geb. am 28.7.1901 in Gundamsried/Bayern, Bierbrauer, aus politischen Gründen (RGO, KPD) im KZ Breitenau vom 23.9.1933 bis 24.10.1933 inhaftiert, anschließend KZ Esterwegen (bis 22.12.1933); erneute Schutzhaft im Juli 1941 und Verurteilung durch OLG Kassel (22.11.1941) wegen “Vorbereitung zum Hochverrat” zu sechs Jahren Zuchthaus; Zuchthaus Kassel-Wehlheiden, wo er verstarb (12.2.1944).
Wilhelm Schwarz aus Langenselbold, geb. am 16.11.1894 in Langenselbold/Kr. Hanau, Arbeiter, aus politischen Gründen (Kampfbund gegen den Faschismus, Vorsitzender des KPD-nahen Ortsausschusses für Erwerbslose) im KZ Breitenau vom 30.9.1933 bis 9.10.1933 und vom 13.10.1933 bis 23.12.1933 inhaftiert.
Ernst Spicker aus Langenselbold/Kr. Hanau, geb. am 7.2.1904 in Langenselbold/Kr. Hanau, Schlosser, im KZ Breitenau vom 30.9.1933 bis 17.11.1933 inhaftiert (Grund bzw. Anlaß der Inhaftierung unbekannt).
Johannes Thalheimer aus Langenselbold/Kr. Hanau, geb. am 5.8.1913 in Langenselbold/Kr. Hanau, Pflasterer, aus politischen Gründen im KZ Breitenau vom 23.9.1933 bis 12.10.1933 inhaftiert.
Karl Weber aus Hanau, geb. am 16.10.1913 in Hanau, Weißbinder, aus politischen Gründen (“wegen Verdachts kommunistischer Umtriebe”) am 18.12.1933 in Schutzhaft genommen; im Hanauer Polizeigefängnis von SS-Angehörigen mißhandelt; im KZ Breitenau vom 12.1.1934 bis 17.3.1934 inhaftiert. Er lebte nach 1945 in Langenselbold.
Heinrich Wegmann aus Hanau, geb. am 17.6.1880 in Hanau, Tapezierer, aus politischen Gründen (angeblich “Spitzenfunktionärder KPD”) im KZ Breitenau vom 30.9.1933 bis 8.11.1933 inhaftiert; anschließend KZ Sonnenburg (bis 28.3.1934); erneute Verhaftung (Februar 1935) und Verurteilung durch OLG Kassel (7.6.1935) wegen “Vorbereitung zum Hochverrat” zu einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis; Strafanstalt Kassel-Wehlheiden (bis 4.8.1936); anschließend Schutzhaft und KZ Lichtenburg, anschließend KZ Buchenwald (bis 12.1.1940). Er lebte nach dem Krieg in Rückingen und Hanau. Dort starb er am 1.10.1960.
Peter Weidenbach aus Langenselbold/Kr. Hanau, geb. am 13.1.1884 in Langenselbold/Kr. Hanau, Hausierer, aus politischen Gründen (er hatte mehrere Plakate mit der Aufschrift “Nieder mit Hitler” angebracht) in Schutzhaft genommen und im KZ Breitenau vom 7.10.1933 bis 23.12.1933 inhaftiert.
Friedrich Wörner aus Langendiebach/Kr. Hanau, geb. am 27.8.1897 in Langendiebach, Silberschmied, aus politischen Gründen (angeblich Unterbezirksleiter der KPD Hanau) im KZ Breitenau vom 23.9.1933 bis 24.10.1933 inhaftiert; anschließend KZ Esterwegen (wahrscheinlich bis 22.12.1933); erneute Inhaftierung (18.2.1935) und Verurteilung durch OLG Kassel (Juni 1935) wegen “Vorbereitung zum Hochverrat” zu einem Jahr und drei Monaten Gefängnis; Strafanstalt Frankfurt-Preungesheim; im Rahmen der “Aktion Gewitter” KZ Dachau (22.8.bis 22.10.1944). Seit 1950 lebte er im Landkreis Hanau. Er starb am 5.5.1990 in Rodenbach/Kr. Hanau.
Philipp Wörner aus Bruchköbel/Kr. Hanau, geb. am 20.4.1900 in Langenselbold/Kr. Hanau, Schleifer, aus politischen Gründen (Vorsitzender der KPD Bruchköbel) im KZ Breitenau vom 16.9.1933 bis 24.10.1933 inhaftiert; anschließend KZ Esterwegen (bis 8.4.1934). Er lebte nach dem Krieg in Bruchköbel. Dort verstarb er am 15.10.1966.
Otto Zieres aus Hanau, geb. am 14.2.1891 in Langenselbold/Kr. Hanau, Schlosser, aus politischen Gründen (Tätigkeit für die verbotene KPD, Verdacht der Teilnahme an einem Bombenanschlag auf den Hanauer Oberbürgermeister) seit Ende März 1933 im Schutzhaft; im KZ Breitenau vom 5.8.1933 bis 16.10.1933 inhaftiert; anschließend KZ Börgermoor (bis 23.12.1933); KZ Sachsenhausen (1.9.1939 bis 9.11.1940). Er starb am 28.5.1976 in Hanau.
Die hier nicht im einzelnen aufgeführten Quellennachweise in: Schutzhaftgefangene des Konzentrationslagers Breitenau 1933/1934. Eine quellenorientierte Dokumentation. 4 Bände. Kassel 1997. Diese Dokumentation stützt sich auf eine umfassende Aktenauswertung des Hessischen Hauptstaatsarchivs Wiesbaden (Dokumentation des Forschungsprojekts zu “Widerstand und Verfolgung in Hessen”) und auf eigene Aktenstudien, Gespräche mit Zeitzeugen und Recherchen. - Nähere Informationen zu einzelnen Personen (Dokumente, Briefe, Gesprächsaufzeichnungen, Fotos, Dossiers u.a.) - für alle ehemaligen Gefangenen liegen solche leider nicht vor - in der Sammlung: Zu den Schutzhaftgefangenen Breitenaus 1933/1934 (14 Archivkartons). - Die ‘Dokumentation’ und die ‘Sammlung’ sind in der Gedenkstätte Breitenau in Guxhagen/Schwalm-Eder-Kreis einsehbar.Wolfgang Form und Rolf Engelke: “Hochverrat” - “Heimtücke” - “Wehrkraftzersetzung”. Zur politischen Strafjustiz in Hessen. In: Renate Knigge-Tesche und Axel Ulrich (Hg.): Verfolgung und Widerstand in Hessen. Frankfurt a.M. 1996, 26-43 (hier 28-30).Der “Kampfbund gegen den Faschismus” trat an die Stelle des im Jahre 1929 verbotenen “Roten Frontkämpferbundes” (RFB).KJVD Abkz. für: “Kommunistischer Jugendverband Deutschlands” (Jugendorganisation der KPD). RFB Abkz. für: “Roter Frontkämpferbund”, der am 31. Mai 1924 in Halle auf Beschluß des Zentralkomitees der Kommunistsichen Partei Deutschlands als Wehrverband gegründet wurde. In ihm waren vor allem ehemalige Soldaten des Weltkriegs zusammengefaßt. Der RFB hatte etwa 150 000 Mitglieder. Er wurde im Jahre 1929 verboten.
Die “Antifaschistische Aktion” war ein im Mai 1932 von der KPD unternommener Versuch, die Basis gegen den Nationalsozialismus, den “Kampf gegen den Faschismus” (z.B. durch Einheitsausschüsse, Mieterausschüsse, Erwerbslosenausschüsse, Bauernkomitees u.a.) zu verbreitern. Tatsächlich jedoch konnte diese Verbreiterung (allein schon wegen des Sozialfaschismus-Vorwurfs gegen die SPD) nicht gelingen; die A.A. blieb auf Kundgebungen und Aufrufe des kommunistischen Lagers beschränkt.
Das “Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold” wurde am 22.2.1924 in Magdeburg von führenden Funktionären der SPD zum Schutz der parlamentarischen Weimarer Republik gegründet. Anfang der 30er Jahre gehörten ihm ca. eine Million Mitglieder an, überwiegend Sozialdemokraten, jedoch auch Mitglieder des Zentrums und der Deutschen Staatspartei.
Die sogenannte “Aktion Gewitter” war eine groß angelegte Verhaftungsaktion im Rahmen des Staatsterrors nach dem 20. Juli 1944. Über 6000 ehemalige Mandatsträger und Abgeordnete aus SPD, KPD, Zentrum und Bayerischer Volkspartei - die Gestapo hatte bereits 1935 mit der Anlage einer Kartei von Personen, die “im Falle außerordentlicher Ereignisse” sofort verhaftet werden sollten - verschwanden in Gefängnissen und Konzentrationslagern. Vgl.: Ulrike Hett/ Johannes Tuchel: Die Reaktionen des NS-Staates auf den Umsturzversuch vom 20. Juli 1944, in: Peter Steinbach/Johannes Tuchel (Hg.) Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Bonn 1994, 377-390, hier 382 f.
In der Walkemühle bei Melsungen war in der Zeit der Weimarer Republik eine Bildungsstätte des “Internationalen Sozialistischen Kampfbundes” (Begründer war der Göttinger Philosoph Leonhard Nelson) eingerichtet worden. Nach der Machtergreifung der Nazis wurde dort von SA-Angehörigen ein Schutzhaft-Lager (Folter-und Haftort für politische Gegner), später eine Gauführerschule des NSLB eingerichtet. Die “Internationale Arbeiterhilfe” (IAH) war eine von der Kommunistischen Internationalen begründete Organisation, die 1921 einem Aufruf Lenins an die “Werktätigen der Industrieländer” folgend für Hilfe angesichts der Hungerkatastrophe in der Sowjetunion sorgen sollte. Später ging es um Hilfe bei Naturkatastrophen, Wirtschaftskrisen und Massenstreiks.
Die “Revolutionäre Gewerkschafts-Opposition” (RGO) war eine Ende der 20er Jahre von Kommunisten in den freien Gewerkschaften gebildete radikale Gegenbewegung zur sozialdemokratischen Gewerkschaftspolitik mit der Tendenz zur Umwandlung in eine eigene Mitgliederorganisation (“Rote Einheitsverbände”). Die “Rote Hilfe Deutschland” (RHD) wurde am 1.10.1924 von der KPD gegründet (1. Vors. Wilhelm Pieck; ab 1925 Clara Zetkin), um von der Justiz (“bürgerliche Klassenjustiz”) Verfolgten materielle, juristische und moralische Unterstützung zukommen zu lassen. In der Tat war die Justiz im Weimarer Staat auf dem rechten Auge blind, wie die zeitgenössischen (z.B. von Erich Gumbel, Otto Kirchheimer und Erich Fränkel) und spätere Untersuchungen (z.B. von Elisabeth und Heinrich Hannover) deutlich belegen. Die RHD wurde z.B. von Albert Einstein, Käthe Kollwitz, Kurt Tucholsky, Heinrich Zille u.a. unterstützt. Zur Tannenbergbewegung vgl. Kapitel 4, Anmerkung 1.
Am 18.6.1930 kam es in Kassel zu Straßenkämpfen zwischen NSDAP- und KPD-Angehörigen, nachdem die NSDAP demonstrativ politische Versammlungen in der “roten” Altstadt durchführen wollte, die von der republikanischen Polizei verboten bzw. aufgelöst wurden. Im Mittelpunkt standen die Auseinandersetzungen um das Versammlungslokal “Stadt Stockholm”, bei denen der NSDAP-Stadtverordnete Messerschmidt so schwer verwundet wurde, daß er am 23.7.1930 an den Folgen der Verletzung starb. Messerschmidt wurde zum Märtyrer und Helden der NS-Bewegung in Kassel und Kurhessen erklärt. Vgl. Wilhelm Frenz, Der Aufstieg des Nationalsozialismus in Kassel 1922 bis 1933, in: Hessen unterm Hakenkreuz, a.a.O., 63 ff., hier: 70-73.
S. Fußnote 13.
Die “Eiserne Front” (Drei parallel niederstoßende Pfeile als Zeichen) wurde am 16.12.1931 von SPD, Gewerkschaften und Arbeitersportvereinen gegen den zunehmenden Terror von rechts gegründet. Ihre erste Bewährungsprobe beim Preußenschlag (im Juli 1932) bestand sie nicht; sie war überhaupt der Skrupellosig-keit der Nazibewegung nicht gewachsen. Nach der Zerschlagung der freien Gewerkschaften im Mai 1933 zerfiel der am 7.3.1933 verbotene Verband.